27/12/2024

Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad: Joseph

Joseph

Bild MS copilot


Bei meiner Reise von Lagos-Nigeria über Kamerun nach N'Djamena-Tschad begleitete mich von Abuja-Nigeria bis zu m  Grenzübertritt in Kamerun nach N´Djamena mein Fahrer Joseph mit seinem Peugeot 504.

Er stammte aus Abuja, der neuen Hauptstadt mitten in Nigeria. Die alte und auch heute immer noch heimliche Hauptstadt in Nigeria ist Lagos, am Atlantik liegend.

Über Nigeria, Lagos und Abuja an anderer Stelle mehr; hier geht es um Joseph, der mich mehrere Tage begleitet und gefahren hatte.

Joseph war wenige Jahre jünger als ich mit meinen damals 35 Jahren. Er war selbstständiger Taxifahrer und wurde mir von der Deutschen Baufirma Strabag, die in Abuja Infrastrukturen anlegte, empfohlen für meine Reise. Ich war in Abuja, weil ich für unseren Bonner Auftraggeber mehrere Grundstücke zu begutachten hatte für den Erwerb der dortigen neuen "Niederlassung".

Nach N'Djamena musste ich, weil wir dort ein neues Bauvorhaben geplant hatten. Für unsere Bauvorhaben war es oft unerlässlich, bestimmte Baustoffe und Bauteile aus Deutschland oder Europa einzuführen, was meist mühsam war. Bei einem Bauvorhaben in Hanoi-Vietnam ist z.B. das Schiff mit unseren Containern im Chinesischen Meer in Brand geraten, es wurde mit Seewasser gelöscht, die Aluminiumbauteile wie Fenster etc., aber auch unsere Büroeinrichtung wie Schreibmaschine usw. waren dadurch alle wertlos und mussten noch mal geliefert werden.

Für das Bauvorhaben im Tschad wurden die Container mit dem Schiff nach Lagos-Nigeria transportiert, von dort mit Hilfe von Sattelschleppern durch Nigeria, Kamerun nach N'Djamena gebracht.

Das Problem: innerafrikanische Grenzübergänge sind zwar bekannt, aber niemand konnte damals Auskunft geben, ob sie passierbar waren, weil sehr oft und ohne Ankündigung geschlossen. Das war für den Konvoi schwierig, daher bin ich die Strecke abgefahren, um zu erforschen, wo der Konvoi nach mir die Grenze passieren konnte, dies konnte ich, in N'Djamena angekommen, per Telex nach Lagos übermitteln. Dies hat auch gut geklappt, wobei zwei Grenzübergange erst optimistisch eingeschätzt werden konnten, nach kilometerlanger Fahrt auf der Straße zur Grenze ging es kurz vor der Grenze nicht mehr weiter: die Straße war nicht weiter zu befahren, Bulldozer hatten einen Berg Geröll und Erdreich aufgehäuft, auch links und rechts war kein vorbeikommen, also wieder zurück auf die Hauptroute zum nächsten Übergang. Das alles mit Übernachtungen in unterschiedlichen Herbergen. Bei diesem Teil der Reise war es gut, dass Joseph mein Begleiter war. Ich erinnere mich an ein ca. 25 Jahre altes Motel europäischen Zuschnittes, die Zimmertüren waren nicht mehr verschließbar: Die Kunststoffoberschichten der Türen wabbelten an den Angeln und wurden durch den Schloßblock zusammengehalten. Die Türfüllung war gänzlich von Termiten aufgefressen. Auf Termiten haben wir uns bei unseren Planungen eingestellt, dazu mehr bei Termiten.

Ich war nie ein ängstlicher Mensch, aber in solchen Situationen habe auch ich angezogen mit aufgeklapptem Schweizer Taschenmesser an der Taschenkette geschlafen.

Joseph und ich haben uns sehr gut verstanden, meine Unternehmung war auch ein guter Auftrag für ihn. Vermeintlich ging er davon aus, dass es uns Europäern immer besser geht, als allen Nigerianern, die nicht zur Oberschicht gehören.

Ich denke nicht, dass ich ihm das suggeriert habe, das war so seine Meinung. Am zweiten Tag meinte er aber, dass er mir gegenüber doch einen Vorteil habe: er sei Moslem und habe zwei Frauen. Eine weitere sei derzeit nicht möglich, weil er nur eine kleine Bleibe habe. Mit diesem Bewusstsein hatte er Waffengleichheit hergestellt und ich habe mir von ihm erzählen lassen, wie das Leben so mit zwei Ehefrauen ist.

Es sei phantastisch, hatte er mir immer mit vielen Beispielen erläutert. Einen Tag später war er nicht mehr so ganz euphorisch, einen weiteren Tag wollte er darüber garnichtmehr mit mir sprechen, was natürlich mein Interesse weckte.

Er gab nach und hat es mir dann so erklärt: Es sei schon toll mit zwei Frauen, aber wenn er von der Arbeit nachhause komme, seien die fast immer am streiten, was sich dann noch den ganzen Abend hinzog und ihn sehr unglücklich mache.

Das hatte ich verstanden und ihn bedauert.

Aber es gäbe noch schlimmere Situationen, meinte er.

Nun war ich natürlich besonders neugierig: Ja, noch schlimmer sei es für ihn, wenn er nach der Arbeit nach Hause komme und sich die beiden Frauen nicht streiten, sondern sich dann einig seien und ihm das Leben schwer machen würden.

Ich hatte ihn bedauert und wir hatten endlich einen Grenzübergang gefunden, bei dem wir von Nigeria nach Kamerun einreisen konnten. Allerdings mussten wir eine Furt des Grenzflusses benutzen und 4 Mann anheuern, die bei schrittweiser Fahrt den Peaugeot gegen die Wasserströmung führen mussten.

Über diesen Grenzübergang konnte dann der nachkommende Konvoi auch sein Ziel erreichen.

Über die Weitereise nach Kousséri (deutsch auch Kusseri; 1915–1960: Fort-Foureau), die Brücke und Fähre über den Charifluss meidend um Strecke zu sparen, mit dem Einbaum über den Charifluss setzend, mit anschließender Verhaftung auf Tschader Seite siehe Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad: Chari.


Reiseberichte

Reiseberichte



Als Architekt und Sachverständiger war ich in mehreren Ländern tätig:

  • Deutschland
    • Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen 
  • Österreich
  • USA (NY)
  • UdSSR
  • Griechenland
  • Türkei
  • Ägypten
  • Nigeria
  • Tschad
  • Malawi
  • Jemen
  • Vietnam
  • Burma
  • Thailand
  • Singapur
  • Hongkong

Auftraggeber der meisten Bauprojekte waren öffentliche Bauherren aus Bonn und Berlin, daher will ich über die Bauprojekte und viele beteiligten Personen wenig preisgeben.
Es geht meist um persönliche Eindrücke aus einer Zeit, die für meine Generation nicht weit zurückliegt, aber was Kommunikationsmittel angeht für die heutige junge Generation kaum noch vorstellbar ist.
In meinem Büro gab es z.B. noch eine Telexmaschine, mit der wir weltweit kommunizieren konnten: Nachrichten wurden auf Lochstreifen gestanzt und dann versendet. Unsere weltweite Kennung war HURAI (Herberg & Reimann Architekten und Ingenieure). Telefonverbindungen in Afrika und auch in asiatischen Ländern waren oft tagelang bis wochenlang unterbrochen, für berufliche Nachrichten durften wir begrenzt die Telexmöglichkeiten der Deutschen Vertretungen nutzen, privat war man aber isoliert. Die meisten Reiseberichte stammen aus der Zeit von 1984 bis 1995.

Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad

Demnächst

Der Tschad mit seinen Nachbarn Nigeria, Kamerun und Libyen


Der Tschad ist ein Binnenstaat in Zentralafrika, der an Libyen, Sudan, die Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Nigeria und Niger grenzt1. Die Hauptstadt ist N'Djamena1. Das Land hat eine Fläche von etwa 1,28 Millionen Quadratkilometern und eine Bevölkerung von rund 18,28 Millionen Menschen.

Politik und Regierung: Der Tschad ist eine präsidiale Republik, aber de facto wird das Land seit 2021 von einem Militärrat unter der Führung von Mahamat Idriss Déby Itno regiert1. Das Land hat eine Geschichte politischer Instabilität und Konflikte.

Wirtschaft: Die Wirtschaft des Tschad basiert hauptsächlich auf Landwirtschaft und Erdölproduktion1. Trotz der Öleinnahmen lebt ein großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Kultur und Gesellschaft: Der Tschad ist kulturell und ethnisch vielfältig. Die Amtssprachen sind Arabisch und Französisch1. Das Land ist bekannt für seine Wüsten im Norden und Savannen im Süden.

Herausforderungen: Der Tschad gehört zu den ärmsten und korruptesten Ländern der Welt und hat einen der niedrigsten Werte im Index der menschlichen Entwicklung1. Menschenrechtsverletzungen sind weit verbreitet.

24/12/2024

Einwanderer und Autochthone

Es geht um Einwanderer



Wir haben in zwei Monaten Bundestagswahlen, das Thema Migration soll nach Meinung der meisten politischen Beobachter ein wichtige Rolle spielen. 

Ich möchte hier der Frage nachgehen: Einwanderer (Immigranten) werden bei uns in Deutschland als Migranten bezeichnet. Die wörtliche Übersetzung wäre Wanderer. Ich vermute, dass bei der Nutzung des Wortes Migranten bezüglich eingewanderter Menschen, teilweise schon in zweiter oder dritter Generation, die Hoffnung mitspielt, dass "Wanderer" irgendwann weiter ziehen.

Damit sich dieser Verdacht nicht festsetzt, empfehle ich, dass wir zukünftig Einwanderer als solche auch bezeichnen.

In der Diskussion geht es mir nicht um das im Grundgesetz verankerte Asylrecht.

Migranten, Immigranten und Emigranten

  • Ein Emigrant (Auswanderer) verlässt sein Heimatland, 
  • ein Immigrant (Einwanderer) kommt in ein neues Land, und 
  • ein Migrant ist ein allgemeiner Begriff für jemanden, der seinen Wohnort wechselt.

Autochthone und Allochthone

  • Autochthon, bezieht sich auf die einheimische Bevölkerung eines bestimmten Gebiets. Diese Menschen und Gruppen haben ihre Wurzeln und kulturellen Ursprünge in der Region, in der sie leben.
  • Allochthon, dieser Begriff beschreibt Menschen und Gruppen, die aus anderen Regionen oder Ländern zugewandert sind. Sie haben ihre kulturellen Ursprünge außerhalb des Gebiets, in dem sie sich derzeit befinden.
Der Begriff wird aber auch für Dinge verwendet, z.B. bei Gesteinen in der Geologie und in der Architektur.
Ich konnte 1984 an einem Forschungsvorhaben an der TU-Berlin mitarbeiten, bei dem wir autochthone Architekturen in afrikanischen Ländern erforschten. Betrachtungsschwerpunkte sind die praktischen, ästhetischen und symbolischen Funktionen, die diese Architekturen inne haben. Autochthone Architektur nutzt Materialien, die vor Ort verfügbar sind, wie Holz, Stein oder Lehm. Dies reduziert den Transportaufwand und die Umweltbelastung.
Die Bauweise berücksichtigt das lokale Klima, um Energieeffizienz zu maximieren. Zum Beispiel haben Häuser in heißen Regionen oft dicke Wände und kleine Fenster, um die Hitze draußen zu halten. Diese Architekturform ist eng mit den Traditionen und der Geschichte einer Region verbunden. Sie spiegelt die Lebensweise und in ihrer Formensprache die ästhetischen Vorlieben der einheimischen Bevölkerung wider.
Gebaut habe ich mit meinem Büro in einigen asiatischen Ländern, aber auch in Nigeria, Tschad, Malawi und Jemen allochthon, nach europäischen Standard für deutsche Bauherren. Teilweise konnten wir uns an koloniale Bauarten insbesondere der Briten orientieren, die sich gut an die geänderten Klimabedingungen angepasst hatten.
Natürlich haben wir, z.B. in Lagos/Nigeria, örtliche Vorschriften eingehalten, in dem wir auf Dachrinnen verzichteten, weil in diesen Breiten in kleinen Wasserpfützen der Rinnen mit Fliegenkulturen gerechnet werden  muss.

Eine Transformation ist nicht immer angebracht und auch nicht wünschenswert, heute haben wir den Begriff "kulturelle Aneignung", der ich aber gerne in vielen Bereichen, z.B. in der Küche, fröhne.

Menschen, die nach Deutschland einwandern, können meiner Ansicht nach nicht bei Grenzübertritt ihre Kultur ablegen, das zu verlangen ist nicht realistisch; in diesen Fällen dürfte ein Staat keine Einwanderung zulassen.

Natürlich wird von Einwanderern verlangt, sich an die Gesetze des Einwanderungslandes zu halten, was bei Einwanderern zum allergrößten Teil der Fall ist.

Die Frage, wie lang ist ein Einwanderer ein allochthoner, ab wann ein autochthoner Mitbürger, ist interessant, aber zweitrangig und von vielen persönlichen und Umgebungsbedingen abhängig.

Unsere Familiengeschichte ist geprägt von eigenen Erfahrungen: Meine Eltern und älteren Geschwister waren Vertriebene und Flüchtlinge, und ich selbst wurde in einem Flüchtlingsblock geboren. Diese Binnenmigration nach dem Krieg brachte andere Herausforderungen mit sich, die weniger in kulturell-religiösen Bereichen lagen. Eine Kindheitserinnerung: in der protestantischen Kirchengemeinde in der Pfalz hatte das Vaterunser einen etwas anderen Text als in Schlesien 😉







Anmerkung

Ich lasse mir manchmal von MS Copilot helfen, z.B. bei der Grafik

21/12/2024

Plus-Minus-Wahlsystem

Wähler, Abwähler, Nichtwähler

Plus-Minus-Wahlsystem

Wurde 2018 in soz. Medien erstmals von mir kurz vorgestellt, die Idee finde ich immer noch charmant ;-) und weil in letzter Zeit positive Rückmeldungen angekommen sind, erläutere ich die Idee nun ausführlicher. 

Das Thema kann hier gerne kommentiert und diskutiert werden.

Die Situation

Ursprung der Idee waren die vielen Nichtwähler, die sich teilweise selbst ausschließen oder mangels persönlich wählbaren Angebots nicht zur Wahl gehen.

Bei den Bemühungen, eine geeignete Partei zu finden, scheitert oft selbst der Wahlomat: wenn keine der Parteien über 70% Übereinstimmung mit dem potentiellen Wähler kommen. Positiv ist vielleicht noch, dass Parteien, die man auf keinen Fall unterstützen möchte, bei unter 40% Übereinstimmungen landen.

Keine der eigentlich wählbaren Parteien überzeugt, die aufgestellten Spitzenkandidaten geben den Rest: egal, wie man wählt, es ändert sich nichts: eine/r der angebotenen Alternativen gewinnt das Rennen.

Potentielle Wähler die so zu Nichtwählern werden, plagt dann schon das Gewissen, sie fühlen sich aber auch etwas ausgeschlossen bei dem üblichen Wahlsystem.

Damit man nicht indirekt die Parteien unterstützt, die man auf keinen Fall stark sehen will, wählt man dann vielleicht nach der Methode: wen will ich am wenigsten nicht? und man ist dann einige Jahre unzufrieden mit dieser Wahl.

Lösung

Mit dem Plus-Minus-Wahlsystem ändert man das Problem der Parteiprogramme nebst Kandidatenaufstellungen nicht, man kann aber Parteien abwählen, das heißt mit einer Abwahl reduziert man die abgegeben Stimmen für diese Partei.

Das kann den politikverdrossenen Wählern helfen und lässt richtig taktisch wählen: Jeder Wahlberechtigte hat nach wie vor eine Stimme, die kann er einer Partei geben, also zuschlagen oder auch entziehen, sie wird also dann vom Ergebnis der Partei abgezogen (theoretisch könnte eine Partei mit Minusstimmen aus der Wahl gehen).

Wenn alle Wähler nur die grüne Spalte aus den nachfolgenden Bildern benutzen, entspricht es in etwa dem derzeitigen Wahlsystem, es ändert sich nichts. Es gibt aber eine Unzahl von Möglichkeiten, anderen Einfluss zu nehmen als bisher; ein Beispiel: es gibt viele Menschen, die wollen weder Partei A, B, C, D und Z nicht wählen, das kann man ja auch vielleicht verstehen bzw. man muss es akzeptieren. Die würden aber gerne mitgestalten und wollen z.B. vielleicht auch nicht, dass die Partei D stark wird und können so der Partei ihres Misstrauens eine Stimme wegnehmen, also eine Pro-Stimme neutralisieren. Es gibt noch andere taktische Möglichkeiten für die Wähler und Wählerinnen durch dieses System.

Zu den Bildern:

Der Wahlzettel beim Plus-Minus-Wahlsystem: zwei statt eine Spalte um das Kreuz zu setzen. Es darf einer Partei eine Stimme gegeben werden oder man nimmt einer Partei eine Stimme weg.

Gültige Wahlen sieht man so auf den Bildern 2 und 3.

Bild 4 Zeigt eine ungültige Wahl, wenn zwei oder mehr Kreuze gesetzt werden

Bild 1 Wahlzettel

Bild 2 gewählt Partei B

Bild 3 abgewählt Partei D

Bild 4 Wahlzettel ungültig

   

empfohlen

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