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03/01/2025

Sokoto

Sokoto 

Sokoto, Bauhof

Sokoto liegt im Nordwesten Nigerias, nahe der Grenze zur Republik Niger. Die Entfernung zwischen Sokoto und Lagos beträgt etwa 762 Kilometer in Luftlinie.
Sokoto hat eine reiche Geschichte und spielt eine bedeutende Rolle in Nigeria:

  • Geschichte: Sokoto ist bekannt für das Sokoto-Kalifat, das im frühen 19. Jahrhundert gegründet wurde und eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Islam in der Region spielte.
  • 1986: In diesem Jahr war Sokoto für seine Bildungsinitiativen bekannt, insbesondere durch die Veröffentlichung der "Sokoto Educational Review".
  • Heute: Sokoto ist ein bedeutendes urbanes Zentrum im Nordwesten Nigerias, bekannt für Landwirtschaft und Bildung. Die Stadt hat sich mit modernen Herausforderungen wie Landnutzung und Vegetationsveränderungen auseinandergesetzt.
  • Bevölkerung: Die Bevölkerung von Sokoto ist von etwa 220.855 im Jahr 1986 auf geschätzte 734.255 im Jahr 2024 gewachsen, was eine jährliche Wachstumsrate von etwa 3,61 % widerspiegelt.
  • Sehenswürdigkeiten:

    • Sultanspalast: Residenz des Sultans von Sokoto.
    • Sokoto Ancient City Gate: Historische Stadttore.
    • Waziri Junaidu History and Culture Museum: Museum mit über 500.000 Artefakten.
    • Usman Dan Fodio Grab: Grabstätte des Gründers des Sokoto-Kalifats.
    • Surame Cultural Landscape: UNESCO-Weltkulturerbe.
  • Religionen: Der Islam ist die vorherrschende Religion in Sokoto, mit einer bedeutenden christlichen Minderheit, die von der römisch-katholischen Diözese und anderen christlichen Konfessionen vertreten wird.
Mein Architektur- und Ingenieurbüro betreute ein größeres Bauvorhaben in Generalplanung und Bauleitung in Lagos/Nigeria. Es galt für unseren Auftraggeber die Firmen zu überprüfen, die sich um dieses Projekt beworben hatten. Geeignete Firmen waren nur wenige vor Ort. Eine dieser Firmen hatte gute Referenzen von Bauvorhaben in Sokoto, u.a. wurden Bauten der dortigen Universität und ein Zementwerk errichtet. In Lagos sollte eine Niederlassung der Firma aufgebaut werden für unser dortiges Bauvorhaben.
Es stand also eine Reise nach Sokoto an, um mir ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Firma zu machen.
Der Firmeninhaber wollte mit mir zusammen reisen, d.h. in dem Fall fliegen, was auch mit der staatlichen Fluggesellschaft ein Abenteuer war. Zu der Zeit gab es drei Airbusse in Nigeria, einer war kaputt, der andere das Ersatzteillager für den noch flugfähigen Flieger. Mir ist es passiert, dass die vollbesetzte Maschine betankt wurde, der Captn. zusätzlich Geld gesammelt hatte um das Kerosin zu begleichen, weil er sonst keine Startgenehmigung bekomme.
Mein Mitreisender und ich trafen uns am Flughafen, er hatte für die drei Tage eine Menge Gepäck dabei, u.a. eine große und schwere Tasche, die bis zum Check-in von Mitarbeitern geschleppt wurde, ab da blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu helfen, diese schwere Tasche zu schleppen: jeder an einem Haltegriff, auf der jeweils anderen Seite unser Reisegepäck. Das wiederholte sich nach der Landung vom Flieger bis zu Ankunftshalle, da standen schon Mitarbeiter bereit, um die Tasche zu übernehmen.
Wir gingen erstmal zum Essen zu einem Chinesen (in Nigeria gibt es hervorragende chinesische und libanesische Restaurants), von dort haben wir einige Bauvorhaben besichtigt, wie die Universität, die etwas außerhalb liegende Zementfabrik und einige andere Infrastrukturprojekte.
Nachmittags kamen wir auf den Bauhof der Firma, es fuhren jede Menge Baufahrzeuge ein und aus, Lastwagen, Raupen, Bagger, alles, was heute meinen 5-jährigen Enkel interessieren würde.
Wir hatten dann bald Dämmerung und schlossen unsere Aktivitäten ab. Die Dämmerung verläuft ja immer kürzer, je näher man an den Äquator kommt, mit dem langsamen Übergang sind wir da in Europa schon etwas verwöhnt.

Jedenfalls habe ich die Firma empfehlen können und sie hat auch den umworbenen Auftrag erhalten.
Nun schon im Geschäft mit unserem Auftraggeber, hat sich die Firma auch um eine andere unserer Baumaßnahmen, den Umbau und die Sanierung eines Anwesens französischer Kolonialarchitektur in Hanoi, mit Erfolg beworben.
Eine Europäische Firma war erforderlich, weil wir zur damaligen Zeit keine einheimischen Firmen im kommunistischen Vietnam gefunden hatten, die z.B. neue Fenster einbauen konnten. Ich hatte selbst in Hanoi die uns angebotenen Fenster begutachtet und ablehnen müssen. Auch über Hongkong war es schwierig bis unmöglich, die notwendigen Baustoffe und Bauteile zu besorgen.
Wir mussten also alles in Europa zusammentragen und per Container mit dem Schiff nach Vietnam bringen.
Mein Büropartner war dann während der Bauzeit längere Zeit in Hanoi zeitgleich mit dem Firmenchef, mit dem ich zuvor in Sokoto war.
Damals gab es nur ein Restaurant, die Nr. 5, dort gab es auch nicht nur Tee zum Trinken; dort wurde in großer Runde berichtet, wie es ein Jahr vorher mit der Reise nach Sokoto war: Die Firma hatte schon lange Zeit keine Aufträge mehr in der Region. Die Baufahrzeuge standen alle still auf dem Bauhof, dann der Wunsch des Architekten Reimann sich das alles anzusehen und die Meldung aus Sokoto, dass kein Fahrzeug mehr zu starten war und notwendige 24-Volt-Batterien waren nicht zu bekommen, es müssten unbedingt zwei mitgebracht werden. Und mit Gelächter im fernen Hanoi wurde erzählt, dass der Architekt die schweren Batterien noch selbst anschleppte, ohne zu wissen, was er da trägt. Dann wurden nach und nach die Fahrzeuge gestartet, während der Architekt erst mal zum Essen ging und die alten Baustellen besichtigte. Als der Chef mit seinem Besuch endlich ankam, wurden die Fahrzeuge gewissermaßen im Kreis gedreht: runter vom Bauhof, einmal ums Karree und wieder drauf.

Das Gelächter hatte ich bis nach Berlin gehört, wo ich damals Stallwache hatte.

29/12/2024

Tropenwurst

Tropen + Wurst

Tropenwurst


Harz

In meiner weitläufigen Verwandtschaft gibt es meine Cousine Erika, die betrieb mit ihrem Mann Günther im Harz eine Metzgerei. Günther war Schlesier und Experte für Wurstwaren. Als 13-jähriger hatte ich die großen Ferien im Harz und damit im Schlachthaus und der Wurstküche verbracht und konnte mir damals sogar vorstellen, den Beruf zu erlernen.
Samstags waren wir auf dem Markt in Osterode und Abends mit ausgesuchter Ware in einem kleinen, abgelegenen Ort im Harz, manens Marke. Wenn Günther im Ort eingefahren ist, hat er gehupt, im Haus des Bürgermeisters war im breiten Flur schon ein Tisch vorbereitet, da kammen die mitgebrachten Wurst- und Fleischpfannen drauf und die wenigen Dorfbewohner haben ihre Ware fürs Wochenende gekauft. Ich habe die jeweiligen Summen der Waren mit einem dicken Bleistift auf eine Verpackung geschrieben und adiert.
Wenn alle Kunden bedient waren, wurde eingepackt und es ging ins Wohnzimmer des Bürgermeisters; Günther bekam ein Bier, ich eine Brause. Die meiste Zeit war ein Sommerfrischler-Ehepaar aus dem Ruhrgebiet anwesend, der Mann Postoberinspektor, dem es Spaß machte, mich nach den größten Hauptstädten, längsten Flüssen usw. zu befragen.

Günther hatte einen Freund, der beruflich längere Zeit in Mexico zu tun hatte und für diese Reise hat im Günther 5 Dauerwürste produziert, ca. 10 cm Durchmesser und 40 cm lang. In Mexiko hatte dieser Freund nur noch 4 Würste im Auto, die Fünfte war verschwunden. Etwa vier Wochen später ist diese Wurst doch unter dem Beifahrersitz aufgetaucht, sah gut aus, hatte lediglich einen weißen Belag. Dieser Belag auf der Wurst entsteht durch Austrocknen der Wurst, dabei schwitzen Salze durch den Naturdarm auf die Oberfläche, was zu einem weißen, kristallinen Belag führt. Dieser Belag besteht hauptsächlich aus Natrium- und Magnesium-Salzen und ist unbedenklich. Er kann einfach abgewischt werden und ist sogar essbar (wers mag).

Diese Geschichte war in der Familie bekannt und ich erinnerte mich wieder daran, als meine erste große Afrikareise in 1984 anstand. Von da an, bei allen Reisevorbereitungen nach West-Zentral- und Ostafrika, in den Jemen, nach Vietnam, Burma usw. habe ich mehrere Würste -"unsere Tropenwurst" hieß die im Büro- bestellt und mit auf die Reisen genommen.

Ich muss nicht erklären, dass diese Würste einen hervorragenden Geschmack und gleichbleibende Qualität hatten.

Hanoi

In Hanoi waren während meines Aufenthates 1986 neben mir noch zwei Nicht-Asiaten im Hotel. Ein Brite hatte sich vorher in Hong-Kong einen CD-Player gekauft mit Klassik- und Jazz-CDs, ein Australier (die wurden damals zu den Europäern gezählt) hatte eine Flasche Whisky dabei. Als dritter im Bunde konnte ich die Abende mit der Tropenwurst mitgestalten.

Innerafrikanische Reisen

Innerafrikanische Reisen hatten das Problem der Checkpoints: die Straße war ohne Vorankündigung blockiert und gesperrt, links oder rechts, meist etwas abgelegen, idealerweise unter einem Baum, saßen -oder besser: lungerten- die schwer bewaffneten Polizisten oder Soldaten auf dem Boden und wollte wissen, wohin man denn wolle und woher man komme und was man im Alukoffer oder im Rücksack mit sich führe. Wenn ich dann die Tropenwurst als erstes gezeigt und gefragt hatte, ob den zufälligerweise jemand Moslem sei (das wurde immer verneint beim Anblick der Wurst, in der natürlich Schweinefleisch war) habe ich ein ca. 2 cm breites Stück mit dem immer präsenten Schweizer Taschenmesser abgeschnitten, für jeden, und man lies uns freundlich passieren.

Marib/Jemen

Hier wurde in Zelten übernachtet, die Würste aufgehängt an einer Schnur und nur an der Schnur abgelassen, wenn man sich ein Stück abschneiden wollte.

Die Metzgerei und auch den Schlachtermeister Günther gibt es leider nicht mehr.

 

27/12/2024

Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad: Chari

Charifluss

Chari zwischen Kousséri und N'Djamena



Der Chari (auch Shari genannt) ist ein bedeutender Fluss in Zentralafrika mit folgenden Hauptmerkmalen:
  • Länge: 1.400 km (etwas länger als der Rhein)
  • Fließt durch: Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kamerun
  • Mündung: Tschadsee
  • Einzugsgebiet: 548.747 km² (3* grüßer als das Einzuggebiet des Rheins)
Wichtige Fakten
  • Hauptwasserquelle des Tschadsees (90% des Zuflusses)
  • Wichtigster Nebenfluss: Logone
  • Große Bedeutung für lokale Fischerei und Bevölkerung
  • N'Djamena, die Hauptstadt des Tschad, liegt am Fluss
Besonderheiten
  • Endemiegebiet für Guineawurm-Krankheit
  • Vorschläge zur Umleitung von Wasser aus dem Ubangi zur Wiederbelebung des Tschadsees
  • Historisch von verschiedenen Sprachgruppen besiedelt (Tschadische, Adamawa-, Ubangi- und Bongo-Bagirmi-Sprachen)
Nachdem Joseph und ich die Grenze zwischen Nigeria und Kamerun überquert hatten (Siehe Joseph), ging es auf schnellsten Weg Richtung Koussséri um dann alleine über den Chari nach N'Djamena überzusetzen.
Um die nachfolgenden Ereignisse zu verstehen, muss man einige Informationen haben wie
  • Bürgerkrieg im Tschad
  • Nordisten und Sudisten
  • Muammar al-Gaddafi
  • Brücke über den Charifluss, Fähre und EU-Gelder

Bürgerkrieg im Tschad

Der Bürgerkrieg im Tschad ist ein langanhaltender Konflikt, der das Land seit seiner Unabhängigkeit 1960 prägt. Hauptmerkmale sind:
  • Beginn: 1965, mit Unterbrechungen bis heute andauernd
  • Ursachen: Ethnische Spannungen, Machtkämpfe, Ressourcenkonflikte
  • Beteiligte: Verschiedene Rebellengruppen gegen die Zentralregierung
  • Internationale Dimension: Einmischung durch Libyen, Frankreich und andere Nachbarländer
Phasen des Konflikts
  • 1965-1979: Erster Tschadischer Bürgerkrieg
  • 1979-1982: Übergangsphase mit wechselnden Allianzen
  • 1982-1990: Fortsetzung der Kämpfe unter Hissène Habré
  • Seit 1990: Weitere Konflikte unter Idriss Déby und seinen Nachfolgern
Der Bürgerkrieg hat die politische und soziale Entwicklung des Tschad stark beeinträchtigt und zu anhaltender Instabilität geführt.

Nordisten und Südisten

Die Konflikte im Tschad sind das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, die über einen einfachen Nord-Süd-Gegensatz hinausgehen. Eine nachhaltige Lösung erfordert die Berücksichtigung dieser komplexen Dynamiken.
Eine uralte Feindschaft zwischen den muslimischen Bewohnern des "Nordens", den "Nordisten", und den christlich- animistischen "Südisten", den Bewohnern des "Südens" - entstanden beziehungsweise verschärft durch die Sklavenjagden der Vorkolonialzeit. Die Mehrheit der Wissenschaftler sehen das konfliktgeprägte Verhältnis zwischen "Nordisten" und "Südisten" als 'Wurzel allen Übels', als Ursache der politischen Instabilität im Tschad.

Muammar al-Gaddafi

Kurz vor meiner Abreise aus Lagos-Nigeria über Abuja in den Tschad bombardierte am 17. Februar 1986 ein libyscher Tupolew Tu-22 als Vergeltung für französische Angriffe den Flughafen von N’Djamena. Frankreich verstärkte daraufhin seine Truppen im Tschad und verlegte zusätzliche Flugabwehrraketen und Kampfflugzeuge. Gaddafi warnte alle Ausländer, D'Jamena zu verlassen, diese Warnung stand auf allen Titelseiten der nigerianischen Presse, die ich mit guten Reisewünschen von meinen Freunden in Lagos zur Abreise bekommen hatte. 

Brücke über den Charifluss, Fähre und EU-Gelder

Vier Wochen vor meiner Tschadreise war mein Büropartner Werner Herberg in N'Djamena. Er berichtete, dass die neue Brücke über den Charifluss, mit EU-Geldern finanziert, nicht zu passieren war, weil sich die Fährleute wegen ihres Verdienstausfalles bei der Regierung beschwert hatten. Die Brücke durfte nur von der Firma Ways&Freitag benutzt werden, die die Brücke auch gebaut hatte; für unser Projekt in N'Djamena hatten sie auch den Zuschlag bekommen. Ich reiste von Westen an, die Brücke und die danebenliegenden Fährboote für Fahrzeuge und Personen lagen auf gleicher Höhe im Osten von Kousséri, ein großer Umweg der mich veranlasste mit meinem Aluminiumkoffer per Einbaum den Chari zu überqueren vom Strand in Kousséri um direkt in der Stadtmitte in der Nähe unserer Baustelle anzulanden.

Diese Abkürzung gehörte nicht zu meinen besten Ideen, vielmehr hatte sie mich dann über 6 Stunden Zeit gekostet: Direkt am Nordufer des Chari angekommen, wurde ich von der Geheimpolizei, bestehend aus Nordisten, verhaftet.
Es folgten Befragungen, Durchsungen des Gepäcks. Meine Hinweise, dass man mich in der "ambassade d'Allemagne" bzw. in der "German embassy" erwarte, war kein Türöffner nach drausen. Aber meine Tropenwurst (Siehe Tropenwurst) hat meine Situation verbessert und die Angelegenheit erleichtert. 
Als ich es dann doch geschafft hatte und vor der Vernehmungshütte stand, wurde das gleich noch zwei mal wiederholt, offensichtlich von unterschiedlichen Geheimdiensten. Sie gaben mir keine Antworten auf meine Fragen.
Offenbar haben sie sich aber sehr gewundert, dass ein Europäer mit dem Einbaum übersetzt und nicht mit dem Auto über die Brücke (die war mittlerweile wieder passierbar) die Grenze passierte, zumal Gaddafi mit europäischen Terroristen gedroht hatte.
Jedenfalls konnte ich ab diesem Zeitpunkt meiner Arbeit nachgehen und mit einem geliehenen Fahrrad für die ganze Aufenthaltsdauer N'Djamena erkunden (Siehe N'Djamena).

Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad: Joseph

Joseph

Bild MS copilot


Bei meiner Reise von Lagos-Nigeria über Kamerun nach N'Djamena-Tschad begleitete mich von Abuja-Nigeria bis zu m  Grenzübertritt in Kamerun nach N´Djamena mein Fahrer Joseph mit seinem Peugeot 504.

Er stammte aus Abuja, der neuen Hauptstadt mitten in Nigeria. Die alte und auch heute immer noch heimliche Hauptstadt in Nigeria ist Lagos, am Atlantik liegend.

Über Nigeria, Lagos und Abuja an anderer Stelle mehr; hier geht es um Joseph, der mich mehrere Tage begleitet und gefahren hatte.

Joseph war wenige Jahre jünger als ich mit meinen damals 35 Jahren. Er war selbstständiger Taxifahrer und wurde mir von der Deutschen Baufirma Strabag, die in Abuja Infrastrukturen anlegte, empfohlen für meine Reise. Ich war in Abuja, weil ich für unseren Bonner Auftraggeber mehrere Grundstücke zu begutachten hatte für den Erwerb der dortigen neuen "Niederlassung".

Nach N'Djamena musste ich, weil wir dort ein neues Bauvorhaben geplant hatten. Für unsere Bauvorhaben war es oft unerlässlich, bestimmte Baustoffe und Bauteile aus Deutschland oder Europa einzuführen, was meist mühsam war. Bei einem Bauvorhaben in Hanoi-Vietnam ist z.B. das Schiff mit unseren Containern im Chinesischen Meer in Brand geraten, es wurde mit Seewasser gelöscht, die Aluminiumbauteile wie Fenster etc., aber auch unsere Büroeinrichtung wie Schreibmaschine usw. waren dadurch alle wertlos und mussten noch mal geliefert werden.

Für das Bauvorhaben im Tschad wurden die Container mit dem Schiff nach Lagos-Nigeria transportiert, von dort mit Hilfe von Sattelschleppern durch Nigeria, Kamerun nach N'Djamena gebracht.

Das Problem: innerafrikanische Grenzübergänge sind zwar bekannt, aber niemand konnte damals Auskunft geben, ob sie passierbar waren, weil sehr oft und ohne Ankündigung geschlossen. Das war für den Konvoi schwierig, daher bin ich die Strecke abgefahren, um zu erforschen, wo der Konvoi nach mir die Grenze passieren konnte, dies konnte ich, in N'Djamena angekommen, per Telex nach Lagos übermitteln. Dies hat auch gut geklappt, wobei zwei Grenzübergange erst optimistisch eingeschätzt werden konnten, nach kilometerlanger Fahrt auf der Straße zur Grenze ging es kurz vor der Grenze nicht mehr weiter: die Straße war nicht weiter zu befahren, Bulldozer hatten einen Berg Geröll und Erdreich aufgehäuft, auch links und rechts war kein vorbeikommen, also wieder zurück auf die Hauptroute zum nächsten Übergang. Das alles mit Übernachtungen in unterschiedlichen Herbergen. Bei diesem Teil der Reise war es gut, dass Joseph mein Begleiter war. Ich erinnere mich an ein ca. 25 Jahre altes Motel europäischen Zuschnittes, die Zimmertüren waren nicht mehr verschließbar: Die Kunststoffoberschichten der Türen wabbelten an den Angeln und wurden durch den Schloßblock zusammengehalten. Die Türfüllung war gänzlich von Termiten aufgefressen. Auf Termiten haben wir uns bei unseren Planungen eingestellt, dazu mehr bei Termiten.

Ich war nie ein ängstlicher Mensch, aber in solchen Situationen habe auch ich angezogen mit aufgeklapptem Schweizer Taschenmesser an der Taschenkette geschlafen.

Joseph und ich haben uns sehr gut verstanden, meine Unternehmung war auch ein guter Auftrag für ihn. Vermeintlich ging er davon aus, dass es uns Europäern immer besser geht, als allen Nigerianern, die nicht zur Oberschicht gehören.

Ich denke nicht, dass ich ihm das suggeriert habe, das war so seine Meinung. Am zweiten Tag meinte er aber, dass er mir gegenüber doch einen Vorteil habe: er sei Moslem und habe zwei Frauen. Eine weitere sei derzeit nicht möglich, weil er nur eine kleine Bleibe habe. Mit diesem Bewusstsein hatte er Waffengleichheit hergestellt und ich habe mir von ihm erzählen lassen, wie das Leben so mit zwei Ehefrauen ist.

Es sei phantastisch, hatte er mir immer mit vielen Beispielen erläutert. Einen Tag später war er nicht mehr so ganz euphorisch, einen weiteren Tag wollte er darüber garnichtmehr mit mir sprechen, was natürlich mein Interesse weckte.

Er gab nach und hat es mir dann so erklärt: Es sei schon toll mit zwei Frauen, aber wenn er von der Arbeit nachhause komme, seien die fast immer am streiten, was sich dann noch den ganzen Abend hinzog und ihn sehr unglücklich mache.

Das hatte ich verstanden und ihn bedauert.

Aber es gäbe noch schlimmere Situationen, meinte er.

Nun war ich natürlich besonders neugierig: Ja, noch schlimmer sei es für ihn, wenn er nach der Arbeit nach Hause komme und sich die beiden Frauen nicht streiten, sondern sich dann einig seien und ihm das Leben schwer machen würden.

Ich hatte ihn bedauert und wir hatten endlich einen Grenzübergang gefunden, bei dem wir von Nigeria nach Kamerun einreisen konnten. Allerdings mussten wir eine Furt des Grenzflusses benutzen und 4 Mann anheuern, die bei schrittweiser Fahrt den Peaugeot gegen die Wasserströmung führen mussten.

Über diesen Grenzübergang konnte dann der nachkommende Konvoi auch sein Ziel erreichen.

Über die Weitereise nach Kousséri (deutsch auch Kusseri; 1915–1960: Fort-Foureau), die Brücke und Fähre über den Charifluss meidend um Strecke zu sparen, mit dem Einbaum über den Charifluss setzend, mit anschließender Verhaftung auf Tschader Seite siehe Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad: Chari.


Reiseberichte

Reiseberichte



Als Architekt und Sachverständiger war ich in mehreren Ländern tätig:

  • Deutschland
    • Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen 
  • Österreich
  • USA (NY)
  • UdSSR
  • Griechenland
  • Türkei
  • Ägypten
  • Nigeria
  • Tschad
  • Malawi
  • Jemen
  • Vietnam
  • Burma
  • Thailand
  • Singapur
  • Hongkong

Auftraggeber der meisten Bauprojekte waren öffentliche Bauherren aus Bonn und Berlin, daher will ich über die Bauprojekte und viele beteiligten Personen wenig preisgeben.
Es geht meist um persönliche Eindrücke aus einer Zeit, die für meine Generation nicht weit zurückliegt, aber was Kommunikationsmittel angeht für die heutige junge Generation kaum noch vorstellbar ist.
In meinem Büro gab es z.B. noch eine Telexmaschine, mit der wir weltweit kommunizieren konnten: Nachrichten wurden auf Lochstreifen gestanzt und dann versendet. Unsere weltweite Kennung war HURAI (Herberg & Reimann Architekten und Ingenieure). Telefonverbindungen in Afrika und auch in asiatischen Ländern waren oft tagelang bis wochenlang unterbrochen, für berufliche Nachrichten durften wir begrenzt die Telexmöglichkeiten der Deutschen Vertretungen nutzen, privat war man aber isoliert. Die meisten Reiseberichte stammen aus der Zeit von 1984 bis 1995.

Autoreise Nigeria-Kamerun-Tschad

Demnächst

Der Tschad mit seinen Nachbarn Nigeria, Kamerun und Libyen


Der Tschad ist ein Binnenstaat in Zentralafrika, der an Libyen, Sudan, die Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Nigeria und Niger grenzt1. Die Hauptstadt ist N'Djamena1. Das Land hat eine Fläche von etwa 1,28 Millionen Quadratkilometern und eine Bevölkerung von rund 18,28 Millionen Menschen.

Politik und Regierung: Der Tschad ist eine präsidiale Republik, aber de facto wird das Land seit 2021 von einem Militärrat unter der Führung von Mahamat Idriss Déby Itno regiert1. Das Land hat eine Geschichte politischer Instabilität und Konflikte.

Wirtschaft: Die Wirtschaft des Tschad basiert hauptsächlich auf Landwirtschaft und Erdölproduktion1. Trotz der Öleinnahmen lebt ein großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Kultur und Gesellschaft: Der Tschad ist kulturell und ethnisch vielfältig. Die Amtssprachen sind Arabisch und Französisch1. Das Land ist bekannt für seine Wüsten im Norden und Savannen im Süden.

Herausforderungen: Der Tschad gehört zu den ärmsten und korruptesten Ländern der Welt und hat einen der niedrigsten Werte im Index der menschlichen Entwicklung1. Menschenrechtsverletzungen sind weit verbreitet.

empfohlen

Unser Blog ist umgezogen: www.memoblog.de